Alleinerziehend und Pflegefachkraft? Warum das nicht zusammen passt und welche Alternative es gibt!

Alleinerziehend und Pflegefachkraft – Mein Weg in die Selbständigkeit

Ich bin Charlotte. Meine Tochter und ich leben in NRW. Vor ein paar Tagen haben wir ihren fünften Geburtstag gefeiert. Ich bin alleinerziehend, seit sie knapp ein halbes Jahr alt ist.

Alleinerziehend und Pflegefachkraft – das passt nicht zusammen.

Ich bin gelernte Pflegefachkraft, ein echter Herzensberuf. Seit mehr als 12 Jahren habe ich in den verschiedensten Behinderten- und Seniorenheimen gearbeitet. Seit ich alleinerziehende Mama bin, wurde mein Beruf allerdings zu einer echten Zerreißprobe für meine Tochter und mich:

Ich rannte von einem Arbeitgeber zum anderen… um immer das Gleiche zu hören:

“Wie stellen Sie sich das vor? Sie müssen mindestens eine Schicht komplett übernehmen können!”

Nur wie? Weder gab es eine Tagesmutter oder einen Kindergarten, der schon um 5.00 Uhr öffnete, noch eine Möglichkeit, meine Tochter bis 22.00 Uhr irgendwo unterzubringen. Zwar hätte ich einen Babysitter einstellen können. Dafür wurden aber keinerlei Kosten vom Amt übernommen und das hätte mich mein halbes Gehalt gekostet. Vom Papa meiner Tochter war ebenfalls keine Hilfe zu erwarten – auch nicht finanziell.

Hilfsjobs und Nachtdienste – keine gute Lösung für alle Beteiligten

So nahm ich Hilfsjobs an, wo ich nicht als Fachkraft bezahlt wurde, die aber in den Betreuungszeiten zwischen 8.00 und 16.00 Uhr lagen. Ich verdiente so bei Mindestlohn nicht einmal 1200 Euro im Monat.

Als meine Tochter 2 war, begann ich, ausschließlich im Nachtdienst zu arbeiten. Alleinerziehend und Pflegefachkraft hieß für mich: 7 Nächte arbeiten und dann 7 Nächte frei, immer im Wechsel. Eine Freundin blieb die Nächte über bei meiner Tochter, später ihr Papa, mit dem sich die Situation mittlerweile beruhigt hatte.

Ich verdiente jetzt ganz gut – natürlich wurde daraufhin mein Kindergartenbeitrag wegen dem besseren Verdienst auf die Höchststufe erhöht und ich trug ja auch alle anderen Kosten, die andere zu zweit stemmten, alleine – alle alleinerziehenden Mamas kennen sicher dieses Problem.

Für mich bedeutete das: Wenig Schlaf, 80 Stunden die Woche arbeiten, in der freien Woche von dem Marathon erholen (zumindest soweit, wie Frau sich alleine mit Kleinkind halt erholen kann) und wieder von vorne.

Abgesehen davon wurde ich in der freien Woche ständig angerufen, ob ich einspringen kann (typisch Pflege). Es war hart – und ich merkte, dass es einfach zu viel war. Ich fühlte mich wie kurz vor einem Nervenzusammenbruch. So konnte es nicht weitergehen.

Eine Selbständigkeit als Lösung?

Ich hatte immer schon die Leidenschaft zu schreiben. Schon die ganzen Jahre seit meine Tochter da war, träumte ich von einem selbstbestimmten Leben. Arbeitszeiten, die ich selber einteilen konnte, kein Einspringen mehr, kein Chef, der mir sagte, was ich wann zu tun und zu lassen hatte.

Ich hatte die ganze Zeit schon überlegt, wie ich das Schreiben zum Beruf machen könnte. Bloggen war schon lange mein Hobby, aber Geld hatte ich damit bisher nicht verdient. Ich hatte es auch nie darauf angelegt.

So begann ich, als meine Tochter anderthalb war, ein Schreibstudium – Schreiben für Sach- und Fachmedien. Einfach, um zu sehen, wohin es mit dem Schreiben gehen könnte und WAS ich genau schreiben möchte. Per Fernlehrgang lernte ich also neben Arbeit und Kind in meiner knappen Freizeit alles über Sachtexte. Es machte riesigen Spaß und ich merkte: Ich werde keine Romanautorin, ich will Sachtexte schreiben!

Ich begann, in verschiedenen Börsen für andere Menschen zu texten und verdiente mein erstes Geld mit dem Schreiben. Ab da wurde die Überlegung der Selbständigkeit für mich immer ernster – und ich begann, daran zu glauben, dass es wirklich funktionieren könnte.

Damit du deinen eigenen Wert besser wertschätzen kannst, lies weiter im Blogbeitrag „Money Mindset: Du bist Geld wert“.

Der endgültige Absprung aus der Pflege – der Schritt in die Selbständigkeit

Der endgültige Schritt kam dann schneller als geplant: Das Behindertenwohnheim, wo ich arbeitete, war absolut unterbesetzt. Ich wurde fast täglich in meiner Freizeit angerufen, ob ich einspringen könnte und ich blieb ständig länger als geplant auf der Arbeit, weil Kollegen ausfielen (wegen der riesigen Belastung wurden viele krank).

Eines Tages kam ich von der Arbeit, fiel ins Bett und plötzlich wusste ich glasklar: Das geht nicht mehr. Alleinerziehend und Pflegefachkraft… das klappt für mich nicht! Ich mache mich kaputt! Es war nicht nur so ein Gedanke, es war eine Gewissheit.

„Es konnte einfach nicht sein, dass meine Tochter und ich uns so zerreißen mussten und so sehr unter der Situation litten.“

Dann ging alles ganz schnell: Ich schrieb meine Kündigung und ließ mich krank schreiben, bis die Frist zu Ende war. Ich bin gut darin, Webseiten zu bauen – so baute ich mir eine Texterseite und stellte mein Angebot außerdem auf verschiedenen Texterbörsen ein.

Nach und nach begann ich, auch eigene Bücher zu veröffentlichen und mein Angebot zu erweitern. Mehr über meinen Weg von alleinerziehend und Pflegefachkraft zum eigenen Online-Business erfährst du in meinem YouTube-Video:

https://youtu.be/p52Z9tdtI6Q

Schwierigkeiten der ersten Zeit

Natürlich lief es nicht von Anfang an immer rund – es gab Zeiten, wo es einfach weniger Aufträge gab – oder Weihnachten, wo der Kindergarten zu hatte und ich nicht tagsüber arbeiten konnte. Ich erwog zwischendurch immer wieder, zum Amt zu gehen – immerhin stand mir AG1 zu und eventuell auch ein Gründungszuschuss.

Allerdings habe ich, seit ich nach der Geburt kurz Unterstützung vom Amt brauchte, sehr sehr schlechte Erfahrungen gemacht. Ich hatte damals riesigen Ärger mit den Ämtern. Es würde den Artikel sprengen, davon zu berichten, deswegen nur soviel: Es war entwürdigend, sehr anstrengend und ständige Rechnerei wegen Überzahlungen oder Nachzahlungen.

Abgesehen davon hätte AG1 ja automatisch bedeutet, dass ich dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen müsste – und als dringend gesuchte Pflegefachkraft hätte ich keine ruhige Minute gehabt und jedes Vorstellungsgespräch wahrnehmen müssen.

Deswegen musste es so gehen – in schlechten Monaten sparte ich einfach eisern, doch zum Glück lief es sehr schnell recht gut. Ich habe mittlerweile ein Polster für solche Zeiten aufbauen können, was ich auch anderen sehr empfehlen würde!

Wie es mittlerweile läuft

Meine Tochter war der glücklichste Mensch der Welt, als ich ihr erzählt habe, dass ich nachts nicht mehr weg muss. Diesen Moment und ihre leuchtenden Augen werde ich nie vergessen. Wir sind unglaublich glücklich und dankbar, wie unser Leben jetzt läuft. Ich habe Zeit für sie – und für mich selbst.

Tagsüber arbeite ich und manchmal auch abends, wenn sie schläft. Ich kann es mir einfach selber einteilen und bin meine eigene Chefin.

„Ich habe mein Hobby, meine Leidenschaft, zum Beruf gemacht und ich finde, es gibt nichts Schöneres! Alle Ideen, die ich seit Jahren hatte, kann ich jetzt umsetzen. Es ist ein wunderschönes Gefühl, zu sehen, dass es wirklich funktioniert.“

Natürlich braucht man für eine Selbständigkeit ein gewisses Maß an Selbstdisziplin und Arbeitsmotivation – aber mal ehrlich, diese Fähigkeiten haben wir alleinerziehenden Mamas sowieso alle, oder? Wir sind im Grunde alle Managerinnen des Alltagswahnsinns und fleißiger als jeder Workaholic!

 Das Buch „Content kaufen“ und noch mehr von Charlotte Stuhlmann*

Alleinerziehend und Pflegefachkraft? Warum das nicht zusammen passt und welche Alternative es gibt!
Typische Frauenberufe bringen alleinerziehende Mütter an den Rand des Burnouts. Charlotte Stuhlmann berichtet über ihren Weg von der Pflegefachkraft in die eigene Selbständigkeit.

Was ich anderen alleinerziehenden Mamas mit auf den Weg geben möchte

Gesundheit ist wichtiger als jedes Gehalt und jeder Job! Für uns und für unsere Kinder. Wenn du merkst, dass du kaputt bist und auf dem Zahnfleisch gehst – dann ist es Zeit, über eine Veränderung nachzudenken. Wir alleinerziehenden Mamas haben es wirklich nicht leicht hier in Deutschland – und beklagen sollen wir uns am besten aber nicht.

Es wird häufig erwartet, dass wir alles stillschweigend hinnehmen, die ganze Arbeit schweigend erledigen und uns zwischen den tausenden Aufgaben, die wir alle haben, zerreißen müssen. Das müssen wir nicht mitmachen!

„Es gibt immer einen Weg. Sei es, finanzielle Hilfe in Anspruch zu nehmen, die Arbeitszeit zu kürzen, den Job zu wechseln, eine Weile gar nicht zu arbeiten – oder eben eine Selbständigkeit in Erwägung zu ziehen.“

Ich halte eine Selbständigkeit im Internet für eine tolle Lösung, gerade für alleinerziehende Mamas. Es gibt so viele wunderbare Wege, sich im Netz selbständig zu machen – auf meinem Blog “Hamsterradrebellin” schreibe ich genau über dieses Thema.

Es ist meine Vision, anderen zu helfen, diesen Weg ebenfalls zu gehen. Auch wenn du Anfängerin bist und null Ahnung vom Arbeiten im Internet hast, ist ein schneller Einstieg sowohl nebenberuflich als auch hauptberuflich definitiv möglich.

Ich finde, dass wir alleinerziehenden Mamas echte Heldinnen sind, die viel zu wenig Anerkennung und Unterstützung kriegen. Ich möchte deswegen jeder einzelnen einfach sagen: Es ist Wahnsinn, was du leistest! Du hast den größten Respekt verdient.

Eine wundervolle Podcast-Folge zu diesem Thema findest du hier: „Alleinerziehend – Deine Heldenreise“

Mehr über die gute Vereinbarkeit von Arbeit, Familie, Zeit und Geld, dass erfährst du im Blogbeitrag „Arbeiten darf leicht sein“.

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4 Kommentare zu “Alleinerziehend und Pflegefachkraft – Mein Weg in die Selbständigkeit

  1. Sarah sagt:

    Ganz toller Beitrag, konkret, anschaulich und informativ. Danke dafür!🙂

    Und Charlotte Stuhlmann, Sie sind wirklich eine beeindruckende Frau! Ihre Tochter wird später vermutlich mal sehr stolz sein, wenn sie ganz begreift, was Sie da in ihrer frühsten Kindheit gestemmt haben, auch für sie!

    Herzlichen Gruß, ebenfalls aus NRW,
    Sarah (https://mutter-und-sohn.blog)

    • Silke Wildner sagt:

      Liebe Sarah, ich bin auch ganz beeindruckt von dem Mut und der Entschlossenheit, die Charlotte Stuhlmann dazu bewegt haben, ihr Leben in ihre Hände zu nehmen – allen Schwierigkeiten zum Trotz. Und freue mich sehr, dass sie die Einladung zu diesem Gastbeitrag angenommen hat.

      Ganz liebe Grüße
      Silke

    • Vielen Dank, liebe Sarah, für Ihren schönen Kommentar 🙂 Ich hoffe, dass meine Tochter später stolz auf mich ist und auch ihr eigenes Leben selbstbestimmt und mutig in die Hand nimmt!

      Ich muss gleich mal etwas auf Ihrem Blog stöbern.

      Liebe Grüße,
      Charlotte

  2. Kira N. sagt:

    Vielen Dank für diesen Beitrag über deinen Beruf als Pflegefachkraft als Mama. Interessant, dass besonders die Schichtarbeit in Kliniken problematisch war. Ich würde mich auch gern wieder als Pflegefachkraft bewerben und neu in den Beruf starten, daher wollte ich mir Berichte wie deinen ansehen.

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