Letzte Woche schrieb mir eine Alleinerziehende, dass sie durch die Trennung von ihrem Mann ihre Lebensziele verloren habe und in einer Lebenskrise steckt. Alles war eng mit der Familie und dem Partner verknüpft. Jetzt bestimmt die Angst vor der Zukunft ihr Leben und Hilflosigkeit macht sich bei ihr breit. Welche Lebensziele solle sie denn da in Angriff nehmen, wenn alles sinnlos erscheint? Was macht Selbstbestimmung da für einen Sinn?
Wenn jemand anderes über dein Leben bestimmt…
… dann fühlt sich das gar nicht gut an. Ich kann mich sehr gut in die Lage von sagen wir einfachheitshalber „Tina“ hineinversetzen. Direkt nach der Trennung meines Mannes von mir, habe ich mich ähnlich hilflos und ziellos gefühlt. Es war etwas mit mir und meinem Leben geschehen, dass ich so nie gewollt hatte.
Alle meine näheren und ferneren Lebensziele waren bei mir ebenfalls sehr eng mit der Familie verknüpft gewesen: Gemeinsam die Kinder groß ziehen, gemeinsam alt werden… . Das alles hatte keinen Halt mehr und flog mir um die Ohren. Wie schafft man es nach so einer Erfahrung wieder den Boden unter den Füßen zu spüren?
Mehr zum Thema Trennung und Trennungsbewältigung findest du in meinem Blogbeitrag „Trennung 2.0: Wie trennt man sich als Paar mit Kind?„
Wie du es schaffst selbstbestimmt über deinen Tag zu verfügen, erfährst du hier: „Auszeit: Nicht alles verlangt eine sofortige Reaktion„.
Raus aus der Fremdbestimmung
Tatsache ist, das Leben macht immer mal wieder merkwürdige Schlenker und Saltos, die wir nie vorhersehen können. Wir wünschen uns in guten Zeiten zwar, dass alles so bleibt, wie es ist. Aber das einzige, was wirklich sicher ist, ist der Wandel.
Schauen wir uns die Ausgangssituation noch einmal genauer an: Tina wurde getrennt. Sie hat diese Situation nicht gewollt, muss sich jetzt aber mit ihr auseinandersetzen und sich darin zurechtfinden.
Vor meinen Augen taucht ein kleines Schiff mitten im Sturm auf dem offenen Meer auf. Das Schiff ist dem Sturm ausgeliefert. Die immer neu anrollenden Wellen können es zum Kentern bringen. Die Lage scheint hoffnungslos und es ist kein Lichtstreif am Horizont, der eine baldige Verbesserung der (Wetter-)Lage verspricht.
Dr. Alexandra Widmer sagt dazu: „Wenn wichtige Grundbedürfnisse wie Liebe, Anerkennung, Geborgenheit und Sicherheit nicht ausreichend befriedigt wurden, dann sind ausgeprägte Gefühle von Hilflosigkeit, Trauer, Angst, Einsamkeit, Verlassen sein, Scham und Misstrauen in andere Menschen die Folge.“
Man erfährt einen Kontrollverlust über das eigene Leben und das führt zu dem Gefühl, auch in Zukunft schutzlos ausgeliefert zu sein. Wir spielen nicht mehr mit und werden zum Ball statt zum Werfer.
Einen Rückblick auf meine bisherigen Hoch- und Tiefpunkte als Alleinerziehende findest du hier: „5 Jahre alleinerziehend im Rückblick„
Rein in die Selbstbestimmung
Was Tina noch nicht sieht, so hoffnungslos die Lage in ihren Augen aktuell auch sein mag: Das Schiff ist ihr Leben. Tina ist an Bord und kann das Ruder wieder selbst in die Hand nehmen.
Oder sie kann sich in der Kombüse verstecken, Kartoffeln schälend das Universum anbeten, die Situation zu richten und alle Verantwortung für dieses Schiff von sich weisen.
Dabei war es Tina, die das Ruder aus der Hand gegeben hat. Sie hatte ihr eigenes und einziges Schiff jemand anderem anvertraut. Sie hatte geglaubt, dass ihr Schiff der anderen Person genauso wichtig ist, wie ihr selbst. Aber das stellt sich jetzt als Fehler heraus.
Was tun? Mitsamt den Kartoffeln untergehen oder zur misslichen Lage stehen und das Schiff wieder in ruhigere Gewässer schippern?
„Was dir im Leben passiert, kannst du nicht immer beeinflussen, aber wie du damit umgehst, unterliegt zu 100 Prozent deinem Einfluss.“ Dr. Alexandra Widmer
Selbstbestimmung: Raus aus der Fremdbestimmung, rein ins selbstbestimmte Leben – ein Erfolgstraining*
Schritt für Schritt zurück an dein Ruder
Ja, die See ist unruhig und deine Beine fühlen sich an wie aus Gummi. Ein bisschen sieht es so aus wie bei einem Fohlen, dass zum ersten Mal auf den eigenen noch unsicheren Beinen steht.
Aber genau das trifft es sehr gut. Dein Leben ist neugeboren worden und du gehst die ersten ungewohnten Schritte. Komm raus aus der Kombüse und sei stolz auf dein Schiff, denn du hast nur das eine. Du hast hier das sagen, nicht der Wind und nicht die Wellen!
Lass dir Zeit
Niemand kann sofort losrennen, nachdem er die ersten Schritte gemacht hat. Niemand verlangt von dir, dass du ab Stunde Null einen komplett neuen Lebensentwurf parat hast. Höchstens du selbst – aber auch nur um dich selbst zu ärgern. Das ist deine eigene innere strenge Stimme. Hör nicht auf sie. Sei liebevoll und geduldig mit dir und akzeptiere die Zeit, die du brauchst.
Die Trennung hat dir die Freiheit gegeben, wieder selbst über dein Leben bestimmen zu können.
Jetzt zählen nicht mehr die Ziele deines Partners, die du während eurer Beziehung für dich mit angenommen hast. Jetzt zählen nur noch deine, denn es ist dein Leben. Du bist nicht abhängig von einem Partner.
Lass dir keine Lebensziele aufschwatzen.
Hol dir keine Lebensziele aus irgendwelchen Wartezimmer-Schmierblättern oder durch Vergleiche mit anderen Personen in deinem Umfeld.
Roll das Feld von Innen auf.
Nur so kommst du auf die wirklichen Ziele, die du für deine Zufriedenheit und dein Glück brauchst. Manche brauchen einen Rudel Freunde um sich herum, während andere die Stille im Wald zur Erdung brauchen.
Schreibe dein eigenes Lebens-Drehbuch.
Du stehst noch einmal auf Start. Du bist der Held deines Lebensfilms und keine kleine Nebenrolle. Wo geht die Reise hin? Sei ehrlich mit dir selbst, höre in dich rein. Was wolltest du immer schon in Angriff nehmen, hast es aber immer wieder hinter den Kindern und dem Partner zurückgesteckt? Jetzt ist der richtige Zeitpunkt dafür.
Denke an dich als Kind zurück.
Damals warst du auch oft fremdbestimmt von den Entscheidungen deiner Eltern oder anderer Erwachsener. Trotzdem hast du Dinge gefunden, die dir Freude gemacht haben oder die dich ganz bei dir haben sein lassen. Was war das? Versuche doch mal aus, ob das heute auch noch funktioniert.
Welche Werte sind dir wichtig und wie kannst du sie leben?
Versuche in ruhigen Momenten herauszufinden, was deine ganz eigenen Lebenswerte sind. Wenn dir beispielsweise Freundschaften sehr wichtig sind, dann plane ganz bewusst Zeiten für dich und deine Freunde/Freundin ein, in denen ihr ungestört seid. Das kann ein Telefongespräch sein oder ein Treffen auf ein Glas Wein am Abend.
Wenn du weißt, was dir konkret fehlt, dann kannst du ganz bewusst und aktiv tätig werden, und Ideen entwickeln, wie du deinem Bedürfnis nach Hilfe, Sport, Austausch etc. nachkommen kannst. Die Integration in dein Leben ist dann meist nur noch ein Klacks und macht unglaublich zufrieden und glücklich.
Wie du neue, gute Gewohnheiten und Routinen in deinen Alltag integrieren kannst, dass erfährst du im Blogbeitrag „Gewohnheit ändern in 3 Wochen„.
Selbstbestimmung ist alternativlos
Eins ist sicher. Nach dieser stürmischen Lebenserfahrung willst du bestimmt nie wieder führerlos von wilden Wellen herumgeschubst werden. Damit du die Selbstbestimmung über dein Leben behältst, ist es notwendig, dass du die Verantwortung für dich, dein Leben und dein Handeln übernimmst.
Werde die bester Version von dir
Wie du dein Selbstwertgefühl steigern kannst, um dir selbst mehr zuzutrauen, dass erfährst du im Blogbeitrag „Selbstwertgefühl in 5 einfachen Schritten stärken“. Denn ein gutes Selbstwertgefühl mindert deine Ängste, reduziert den Stress und lässt dich motiviert neue Ziele ansteuern. Auf gutes Gelingen!
Hör rein in den Podcast „Das AE-Team“ für Alleinerziehende
In dieser Folge sprechen Sina und ich über unsere ersten Schritte nach der Trennung und wie wir in unser selbstbestimmtes Leben hineingewachsen sind. Mehr zum Podcast und allen weiteren Folgen findest du hier: „Das AE-Team – der positive Podcast für Alleinerziehende“.
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Hallo Silke, es tut so gut deine Zeilen zu lesen. Ich bin seit 9 Monaten getrennt mit meinem Sohn 5 Jahre und meiner Tochter 3 Jahre. Anfang Oktober ziehen wir aus dem gemeinsamen Haus aus. Ich habe große Angst und fühl mich hilflos. Der Vergleich mit dem Boot und meinem Leben ist toll. Danke für den motivierenden Bericht
Liebe Kristin.
Du bist am Anfang einer wunderbaren Reise – auch wenn du momentan nur die stürmische und unbekannte See um dich herum wahrnimmst. Es wird auch wieder vertraute Tage geben in einer vertrauten Umgebung. Ich wünsche dir viel Kraft für den Umzug und den Start im neuen Zuhause. Alles Liebe!