Alleinerziehende und ihr kinderfreies Wochenende durch das Umgangsrecht

Kinderfreies Wochenende – und was jetzt?

Wie kann ich mein kinderfreies Wochenende genießen?

Wenn eure Trennung noch frisch oder dein Kind klein ist, dann sieht man den Umgangswochenenden eher mit Sorge statt Freude entgegen. Wird der Ex-Partner alles richtig machen? Wird sich dein kleiner Schatz wohl fühlen ohne dich?

Und wie steht es mit dir? Wie wirst du dein kinderfreies Wochenende verbringen? Vermutlich weißt du es schon: Es wird eher nicht das schönste Wochenende in deinem Leben werden. Zu viele Gedanken kreisen um das Kind. Und das ist auch völlig normal. Schließlich bist du seit einiger Zeit auf dein verantwortungsvolles Leben mit dem Kind oder den Kindern geeicht. Vielleicht hast du auch Angst vor der Einsamkeit ohne dein Kind?

Aber mit der Zeit wird es besser werden. Denn ihr bekommt Übung im Umgang. Und auch wenn dein Ex-Partner anders mit eurem Kind umgeht: Es ist einfach so und völlig in Ordnung. Er ist der Papa und du die Mama. Oder umgekehrt. Solange du das Kindswohl nicht gefährdet siehst, hältst du dich aus dem Papa- oder Mama-Wochenende raus. Sich auf die Entfernung einschalten, bringt eh nichts.

Dein kinderfreies Wochenende gestalten

Es ist soweit. Dein Kind wurde gerade abgeholt. Plötzlich ist alles unheimlich still. Während du sonst hellhörig wirst, wenn dein Kind lange leise in der Wohnung irgendeinen Schabernack getrieben hat, gibt es jetzt keinen Grund mehr nachzusehen. Denn es ist ja niemand da.

Es fühlt sich ein wenig an wie ein luftleerer, zeitloser Raum. Von jetzt auf gleich wurden alle sonstigen Regeln, Abläufe und Mechanismen aufgehoben. Alles kann, nix muss. Also erstmal mit dem Nix anfangen und einfach mal aufs Bett oder die Couch legen.

Wenn die Gedanken anfangen zu kreisen

Geht es dem Kind auch wirklich gut? Denkt der Papa an die Gute-Nacht-Geschichte? Ob ich nochmal anrufen soll?

Diese und ähnliche Gedanken sind es, die uns von unserem eigentlichen Ziel ERHOLUNG abhalten. Aber es ist auch völlig normal, dass man die über Wochen und Monate eingeübte Alleinerziehenden-Rolle nicht einfach so abstreifen kann.

Wie du runter kommst

Betrachte den Übergang vom alleine die Verantwortung tragen in ein kinderfreies Wochenende wirklich als einen Übergang. Es ist wie bei einem Langläufer. Wenn er im Ziel ist, dann hört er auch nicht sofort mit der Bewegung auf, sondern läuft sich noch aus und lässt die Anstrengung langsam abklingen.

Also verzweifle nicht. Genieße die Gedanken an dein Kind. Nimm deine Gefühle bewusst wahr und verdränge sie nicht. Sie dürfen jetzt da sein. Du bist jetzt für einen bestimmten Zeitraum nicht in der Verantwortung sondern in deiner eigenen Selbstfürsorge.

Sich einfach mal wieder treiben lassen

Lasse die Gedanken an dein Kind dann langsam los und schiebe dich in deinen Fokus. Fühle in dich rein. Was brauchst du jetzt? Ein Schläfchen, ein Bad, einen Kaffee oder Tee? Das sind deine ersten Entscheidungen, die jetzt ganz oben auf der Tagesordnung stehen. Erinnere dich an deine Zeit ohne Kinder zurück. Was hast du da an einem freien Wochenende gemacht? Was kannst du sonst im Alltag nicht so einfach machen, obwohl du es gerne hast?

Überstürze deine Pläne nicht. Es muss jetzt kein fertiger Wochenendplan vor dir liegen. Übe dich wieder im Nichtstun, plane die nächsten Stunden nicht voraus. Einfach mal treiben lassen. Das ist für unser Wohlsein sehr wichtig und kommt im Alltag mit Kind einfach viel zu kurz!

“ … und dann muss man ja auch noch Zeit haben, einfach dazusitzen und vor sich hin zu schauen.“ Astrid Lindgren

Das ist keine „ungenutzte“ Zeit. In diesem unstrukturierten Zeitraum kannst du wieder ganz zu dir kommen. Dich selbst spüren. Es hat den gleichen Effekt wie die Langeweile bei Kindern. Wichtig ist nur dieses Gefühl eine Zeitlang auszuhalten. Fang jetzt nicht mit Ersatzhandlungen wie Putzen, Kochen oder Einkaufen an. Sonst bringst du dich um eine ganz wichtige Erfahrung: Das du alleine sein kannst!

Wieder in Bewegung kommen

Nachdem du den Übergang in dein kinderfreies Wochenende bewusst wahrgenommen hast, bist du schon ein bisschen von den Kindern und der Nähe zu ihnen abgerückt. Und das ist auch gut so. Jetzt kannst du für dich wieder in Bewegung kommen und deine Vorhaben für das Wochenende umsetzen.

Bewegung ist aber auch sehr wichtig, wenn du gedanklich bei deinem Kind in Dauerschleife hängst. Komm wieder runter von der Couch, überwinde dich und geh raus zum zügigen Spazieren, Fahrrad fahren oder was du sonst gerne draußen in Bewegung machst.

Denn in der Natur und unter freiem Himmel gelten andere Regeln. Zusammen mit der Bewegung wird dein Körper mehr gefordert und die Energie wird vom Kopf abgezogen. Das befreit und sorgt für ein gutes Körpergefühl. Die Erschöpfung findet nicht im Kopf statt.


Entspannung für Kopfmenschen: Wie Körper und Geist zur Ruhe finden*

Pläne schmieden für ein kinderfreies Wochenende

Sobald sich die Umgangswochenenden eingespielt haben und du Übung damit bekommen hast, wird es dir immer leichter fallen, die kinderfreie Zeit für dich zu nutzen und in vollen Zügen zu genießen.

Denn im Grunde ist es ein ganz großartiges Erlebnis, dass es in der klassischen Kleinfamilie nicht gibt. Ich kenne keine Ehefrau oder Mutter in meinem Bekanntenkreis, die mal ein ganzes Wochenende ohne Kinder einfach so daheim verbringen kann. Auch viele Alleinerziehende haben keine kinderfreien Wochenenden, weil das andere Elternteil sich nicht um das Kind kümmert.

Freude wiederentdecken

Wenn du lernst den Fokus wieder auf dich zu richten und dir selbst gutes zu tun, dann wirst du immer besser im Umgang mit der kinderfreien Zeit. Die Klassiker wie Arbeiten oder Haushalt stehen jetzt nicht an erster Stelle, sondern DU.

Plane für jedes kinderfreie Wochenende etwas ein, dass dir Freude bereitet. Und solange du nicht weißt, was das sein könnte, gehst du einfach weiter raus in die Natur. Egal ob es regnet oder schneit. Vielleicht fällt dir in einem kräftigen Regenschauer wieder ein, wie du das als Kind geliebt hast und hüpfst durch ein paar Pfützen. Jetzt musst du ja kein Vorbild sein.

Kinderfreies Wochenende ist für Alleinerziehende ein besonderes Erlebnis
Wie du es schaffen kannst als Alleinerziehende ein kinderfreies Wochenende wieder zu genießen, statt ständig an die Kinder zu denken

Ein kinderfreies Wochenende genießen

Bei mir hat es auch etwas gedauert, bis ich mein kinderfreies Wochenende genießen konnte. Anfangs stand bei mir die Sorge um meine Jüngste im Vordergrund. Sie kennt ihren Papa im Alltag nicht, da er uns kurz nach der Geburt verlassen hatte.

Daher war es für uns umso besser, dass ihr großer Bruder mit dabei ist. Er kennt seinen Papa noch aus dem Alltag vor der Trennung und hatte immer mal wieder Zeit und Wochenenden mit ihm verbracht. Das war eine große Erleichterung für uns alle. So nimmt meine Tochter einen Teil ihrer Familie einfach mit 🙂

Viele Alleinerziehende haben auch große Probleme mit der neuen Partnerschaft des Ex-Partners. Sie fühlen sich verraten, wenn die Kinder und die beiden Erwachsenen „auf Familie machen“. Ich hingegen begrüße es sehr, dass zwei Erwachsene auf meine beiden Kinder gucken. Für mich bedeutet das mehr Sicherheit. Zwei Erwachsene können ein Notfall auch viel besser bewältigen.

Und so fängt bei mir ein kinderfreies Wochenende mittlerweile mit viel Entspannung an. Ich freue mich immer sehr darauf. Es zählt nur noch, was ich möchte. Mal unternehme ich etwas und besuche kinderlose Freunde von früher. Oder ich gehe alleine in die Therme oder zur Massage. Einfach in meinem Tempo. So wie ich es mag.

Ich wünsche dir ein schönes kinderfreies Wochenende!

Hör rein in unseren Podcast „Das AE-Team“ für Alleinerziehende

In dieser Folge geht es um die Gefühle und wie man es schafft, einen guten Umgang mit ihnen hinzubekommen. Mehr zum Podcast und allen weiteren Folgen findest du hier: „Das AE-Team – der positive Podcast für Alleinerziehende“.

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