Seitdem ich alleinerziehende Mama bin, ist meine größte Angst, dass etwas Schlimmes mit meinen Kindern passieren könnte. Erste Hilfe – was muss ich da nochmal machen? Was tun, wenn mein Kind bewusstlos wird? Es ist kein Partner da, den ich im Notfall schnell fragen kann.
Erste Hilfe – wie ging das doch gleich?
Aus diesem Grund habe ich vor kurzem einen Erste Hilfe Kurs am Kind absolviert und fühle mich jetzt besser gewappnet vor den Tücken des Alltags. Damit auch du nicht in Panik verfällst, kommt hier ein Erste Hilfe Kurzüberblick.
Erste Hilfe – Telefon:
Speichere dir die folgenden Nummern am besten ins Handy ein. Dann hast du sie schnell griffbereit und kannst sie zur Not auch per Sprachsteuerung anwählen.
112 / Medizinischer Notfall oder Feuerwehr
IMMER wenn du einen Rettungsdienst brauchst, auch wenn du dir nicht ganz sicher bist, ob es ein medizinischer Notfall ist, wählst du die 112. Nur so kann rechtzeitig ein Team bei dir vor Ort sein.
WO?
Das Wichtigste ist, wo wird Hilfe gebraucht. Nenne Straße, Hausnummer und Stockwerk. Wenn du unterwegs bist, dann nenne eine markante Stelle oder beschreibe den Ort. Nur „Spielplatz“ ist nicht genug.
Auf der Autobahn und der Landstraße gibt es alle 100-500m kleine Schilder an der Leitplanke mit Angabe der Straße, des Kilometers und der Fahrtrichtung. Im Wald gibt es an jeder größeren, befahrbaren Kreuzung Baumplaketten mit Nummern – das sind die Waldabteilungspunkte.
WAS?
Erläutere kurz, was passiert ist bzw. was genau du gesehen hast. Wichtig ist auch weitere Gefahrenquellen anzugeben. Hat es beispielsweise eine Verpuffung gegeben, dann ist das eine wichtige Information für die Feuerwehr.
WIE VIELE?
Wenn mehr als eine Person verletzt ist, dann melde das. Nur so können genügend Rettungswagen losgeschickt werden. Pro Rettungswagen ist nur ein Patient erlaubt, egal wie klein der noch ist.
WELCHE ART?
Beschreibe die Art der Verletzung, damit ein entsprechendes Team losgeschickt werden kann. Die Leitstelle kann dann direkt mit der Koordination beginnen und beispielsweise einen Hubschrauber losschicken, wenn Eile geboten oder das nächste Spezialkrankenhaus sehr weit entfernt ist.
WARTEN auf Rückmeldung
Bleibe in der Leitung, damit dir die Notrufzentrale Rückfragen stellen kann. Auch wenn dir in der Eile/Panik die oberen Fragen nicht mehr eingefallen sind, ist es ganz wichtig IMMER dranzubleiben, bis alles geklärt ist und das Rettungsteam vor Ort ist. Die Leitstelle wird dich durch die Erste Hilfe leiten, damit du direkt die richtigen Maßnahmen starten kannst. So bist du nicht alleine. Nicht auflegen!
110 / Polizei
Wenn es sich um keinen medizinischen Notfall handelt und du beispielsweise einen Einbruch melden willst, dann ist die 110 weiterhin geschaltet. Bist du dir aber nicht sicher, ob ein Arzt benötigt wird oder die Feuerwehr (beispielsweise bei einem Autounfall), rufe besser gleich die 112 an.
116117 / Ärztlicher Vertretungsdienst
Diese Nummer musst du dir gut merken, denn hier erreichst du IMMER einen Arzt, wenn der Haus- oder Kinderarzt abends, am Wochenende / Feiertag zu hat. Hier kannst du alle Fragen stellen, die du dem Kinderarzt auch stellen würdest. Das kann die Dosierung von Medizin sein oder die Abklärung eines Krankheitsbildes. Über diese Nummer werden auch Hausbesuche organisiert.
06131-19240 Giftinformation (Hessen und Rheinland-Pfalz)
Die Giftinformation solltest du nur anrufen, wenn dein Kind KEINE ANZEICHEN hat, obwohl es eine Substanz eingenommen hat. In der Giftinfo wird aufgrund des Körpergewichts des Kindes und des genommenen Mittels ausgerechnet, ob das Kind medizinische Hilfe braucht oder nicht. Alle Rufnummern der bundesweiten Giftinformationszentren findest du hier.
Ganz wichtig: Die Giftinformation ist kein Rettungsdienst. Solltest du es mit einer akuten und schwerwiegenden Vergiftung zu tun haben und dein Kind ist dabei zu kollabieren, hat Schaum im Mund oder ähnliches, rufe direkt die 112 an!
Wer zuhause einen Verbandskasten* hat ist gut gewappnet (und muss nicht erst zum Auto laufen).
Erste Hilfe im Ablauf
Nehmen wir an, es liegt ein schwerwiegender Notfall vor. Was musst du tun? Wenn es nicht dein eigenes Kind ist, sorge auch für deinen Selbstschutz zum Beispiel mit Handschuhen aus dem Verbandskasten.
Vitalzeichen überprüfen
- Bewusstsein: Nähere dich dem Patienten ruhig und aufmerksam. Gib der Person deine Hand, spreche mit ihr. Gibt es eine Reaktion? Du kannst auch leicht an den Schultern rütteln. Wenn du keinen Reaktion feststellen kannst, überprüfe die Atemwege.
- Atmenwege: Gucke in den Mundraum und entferne alles, was lose ist. Dadurch können die Atemprobleme ausgelöst worden sein. Tut sich immer noch nichts, überstrecke den Kopf des Patienten und gehe mit deinem Ohr an den Mund-Nasebereich, lege eine Hand auf den Brustkorb. Hörst oder fühlst du den Atem?
- Herz-Kreislauf: Eine Pulskontrolle musst du nicht mehr machen, wenn du KEINEN ATEM feststellen kannst, nachdem du den Mund überprüft hast, gehe direkt zur Reanimation über.
So geht die Reanimation bei Kindern
Wenn du keine Atmung feststellen kannst, wird es höchste Zeit für die Reanimation. Denn nach 3 Minuten ohne Sauerstoff fängt das Gehirn an Schaden zu nehmen. Das Rettungsteam ist aber erst nach ca. 10 Minuten (gilt für Hessen) vor Ort. Wenn du nichts tust, kommt jede Hilfe zu spät. Fang einfach an, du kannst nichts falsch machen.
Vergiss nicht den Notruf zu wählen. Wenn du alleine am Unfallort bist, dann wähle die 112 und lege das Handy oder schnurlose Telefon mit Lautsprecher neben dich.
Kurzübersicht Reanimation:
- Lege den Patienten auf eine harte Unterlage.
- Oberkörper frei machen.
- Bei Kindern:
Direkt 5 x Beatmen (einfaches Ausatmen reicht – Kinder haben kleinere Lungen)
30 x Drücken (120 bpm Beats per Minute) / 2 x Beatmen
5 Mal wiederholen und dann mit einem zweiten Helfer abwechseln - Sobald du einen Atmung feststellst, lege den Patienten in die stabile Seitenlage. Wenn keine Atmung spürbar ist, reanimiert abwechselnd weiter bis das Rettungsteam vor Ort ist.
Meine Erfahrung nach dem Erste Hilfe Kurs ist, dass man als Frau schon ganz schön fest drücken muss, um die richtige Tiefe bei der Herzdruck-Massage zu erreichen. Du brauchst keine Angst haben, dass du zu fest drückst und was kaputt machst.
Das Tempo ist mit 2 x Drücken pro Sekunde auch sehr flott. Kinder brauchen 120 bpm – bei Erwachsenen reichen 100 bpm. Wer es sich musikalisch merken möchte, findet hier eine gute Songauswahl im passenden Tempo von 120 bpm.
So geht die stabile Seitenlage:
Dein Patient ist nach Überprüfung der Vitalfunktionen bewusstlos, atmet aber selbständig und hat nichts Loses oder Flüssiges im Mund, dann kannst du ihn in die stabile Seitenlage drehen. Gleiches gilt, wenn das Kind durch die Reanimation wieder selbständig zu Atmen begonnen hat. Die stabile Seitenlage geht so:
- Einen Arm im rechten Winkel neben den Kopf legen (Winken).
- Den anderen Arm um den Hals legen, beide Hände sind jetzt auf der gleichen Körperseite.
- Das gegenüberliegende Bein aufstellen.
- Den Körper mithilfe des aufgerichteten Ellbogens und des Knies auf die Seite drehen.
- Kopf überstrecken.
Hochschwangere bitte auf die linke Körperhälfte drehen.
Kurzübersicht Erste Hilfe:
- Kontakt aufnehmen
- Schultern LEICHT rütteln – das Kind NICHT schütteln!
- In den Mund gucken + leer räumen
- Kopf überstrecken
- Atmung hören / fühlen
- Stabile Seitenlage oder Reanimation
- Notruf 112 wählen oder zweiten Helfer bitten das zu tun
Selbst einen Kurs machen
Damit auch du im Notfall mit deinem Baby oder Kind ruhig bleiben und sichern reagieren kannst, empfiehlt es sich selbst einen Kurs zu machen. In Präsenz ist das bei fehlender Kinderbetreuung für Alleinerziehende oft nicht einfach – vor allem mit ganz kleinem Kind. Online-Kurse bietet zum Beispiel Michaela an: Erste Hilfe am Kind und Säugling*
Mein Tipp
Warte nicht erst bis der Notfall eintritt. Übe vorher schon mit deinem Kind. Das heißt jetzt nicht, dass du eine Herzdruckmassage machen sollst. Das auf keinen Fall! Aber guck dir den Druckpunkt am Körper deines Kindes genau an, damit du im Notfall nicht lange überlegen oder nachsehen musst.
Oder höre nachts wie sich der Atem deines Kindes im Schlaf anhört und anfühlt. Auch die stabile Seitenlage lässt sich tagsüber einmal ausprobieren. Das macht den Kindern sogar Spaß.
Dieser Erste Hilfe am Kind Praxisratgeber* wurde im Kurs empfohlen.
Mein Fazit
Nach dem 6-stündigen Erste Hilfe Kurs am Kind fühle ich mich wieder sicher alleine mit den Kindern. Mein letzter Erste Hilfe Kurs lag aber auch 20 Jahre zurück. Daher kann ich nur jedem empfehlen, die paar Stunden in eine Auffrischung zu investieren. Zumal viele Städte und Gemeinden oder auch Vereine diese Kurse kostenlos anbieten. Mein Dank geht an dieser Stelle an die Fire and Rescue Training Services und den sehr kompetenten Kursleiter. Alle Angaben in diesem Beitrag sind ohne Gewähr.
Als Alleinerziehende berufstätig und das Kind ist krank? Dann erfährst du hier mehr über die Regelungen der Kindkranktage.
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