Das Leben mit Kind birgt seit der Schwangerschaft und Geburt eine Vielzahl von Veränderungen. Waren früher die Jahre recht gut planbar und vorhersehbar, so befindet man sich nun in einem steten Wandel aus ersten und letzten Malen. Manchmal bekommt man das im Alltagstrott gar nicht richtig mit und gleichzeitig passieren Dinge ein letztes Mal heimlich, still und leise oder auch sehr eindrücklich. Über eine ganz besondere Veränderung möchte ich in diesem Beitrag schreiben – ein letztes Mal.
Die stete Veränderung oder „Es ist nur eine Phase“
Spätestens seitdem ich Mutter bin, weiß ich, dass die einzige Konstante im Leben die Veränderung ist. Gerade mit kleinen Kindern wechseln die „Phasen“ schneller ab und so fällt einem oft nicht auf, wann man etwas zum letzten Mal gemacht hat. An das erste Zähnchen erinnert man sich dank Handy-Foto und einer aufgeregten Nachricht an Freunde und Familie schnell zurück. Aber wann war das letzte Mal Windeln wechseln oder Stillen? Kannst du dich daran erinnern?
Und so verändert sich das Leben Stück für Stück und die Kinder werden im Schneckentempo in Windeseile groß. Plötzlich sind sie nicht mehr klein – und richtig große Veränderungen stehen ins Haus wie beispielsweise die Eingewöhnung in die Krippe oder den Kindergarten. Das passiert dann vielleicht noch zwei, drei Mal – je nachdem wie viele Kinder du hast.
Und nach dem Kindergarten steht dann schon die Schulzeit an. Wieder ein sehr großes Ereignis, das durch die Anmeldung in der Schule schon Jahre vorher ihre Schatten vorauswirft. Wieder eine Veränderung, wieder ein neuer Lebensrhythmus und diesmal eine richtig lange Phase 😉 .
Hör rein, welche Veränderung das Leben mit Schulkind bringt
So werden Veränderungen zu schönen Erinnerungen
Damit ich mich immer mal wieder an die besonderen Momente in dieser veränderungsreichen Zeit zurückerinnern kann, habe ich mir angewöhnt, regelmäßig Fotos unserer Erlebnisse oder ersten und letzen Male nicht nur auf dem Handy zu verwahren, sondern in der Wohnung sichtbar als Bilder aufzuhängen.
So ziert das Bild mit dem ersten Zahn meines Sohnes noch heute die Wohnzimmerwand. Zum Abschied meiner Tochter von der Krippe habe ich sogar ein eigenes kleines Fotobüchlein auch als Abschiedsgeschenk für die Eltern, Kinder und Erzieherinnen gestaltet und getextet. Dieses Buch hat heute noch bei sehr vielen einen festen Platz im Bücherregal.
Im Internet findest du viele Tipps und wunderschöne Ideen für eigene personalisierte Fotogeschenke, damit das Leben mit deinem Kind nicht einfach so an dir vorbei rauscht.
Denn diese persönlichen Geschenke, Bücher oder Gegenstände sind nicht austauschbar und gehören mittlerweile fest zu uns. So trinken meine Kinder auch heute noch liebend gerne aus ihren Fototassen aus der Krabbelgruppe und nehmen die Fotobücher immer wieder zur Hand, um sich zu erinnern, in alte Zeiten einzutauchen und darüber zu sprechen. So kann manchmal ein ganzer Nachmittag verstreichen.
Das letzte Mal Kindergarten – bye bye Kleinkind
Über eine ganz besondere Veränderung in meinem Leben möchte ich an dieser Stelle noch berichten. Es handelt sich um den Abschied von meinem letzten Kleinkind.
Ich weiß auch nicht woran es liegt, aber die prägenden ersten und letzten Male im Kindergarten oder der Schule sind bei mir immer sehr emotionale Momente. Normalerweise bin ich nicht nah am Wasser gebaut – wie man so schön sagt. Aber bei diesen Ereignissen, die meine beiden Kinder betreffen, wird etwas in mir ganz tief berührt. Vielleicht weil ich mir dann der Vergänglichkeit der Kindheit bewusst werde.
Der allerletzte Kindergarten-Tag geht mir bis heute nicht aus dem Kopf. Dabei liegt der Tag schon ein Jahr zurück. Denn damals habe ich zum allerletzten Mal meine jüngste Tochter – wie immer zu Fuß – in den Kindergarten gebracht. Mit diesem Tag endete das Kapitel Kindergarten für uns und 6 ewig geglaubte Jahre schmolzen zusammen zu einer Erinnerung.
Unser letzter gemeinsamer Kindergarten-Weg
6 Jahre lang bin ich diesen Weg gegangen,
6 Jahre lang bis zum Schluss.
6 Jahre lang tagein tagaus
und manchmal mit Verdruss.
6 Jahre lang schien die Zeit still zu stehen.
6 Jahre lang immer die gleiche Strecke gehen.
Ein letzter Tag, der große Schreck
denn die Zeit ist plötzlich weg!
Geschrumpft auf eine Erinnerung
von deiner Hand in meiner,
deinem Lachen und der Zweisamkeit.
Es war eine schöne Zeit!
6 Jahre und ein letztes Mal
diesmal ist es mir nicht egal.
Du stehst da und wartest schon.
6 Jahre sind vorüber!
In Erinnerung an meine liebe kleine Maus.
Der Abschied, der ein Jahr lang dauerte
Diese Zeilen sind mir an unserem letzten Tag in den Kindergarten eingefallen. Diese Veränderung war eine ganz besondere, weil ich ab diesem Tag kein Kleinkind und kein Kindergartenkind mehr hatte. Noch heute kommen mir Tränen, wenn ich diese Zeilen lese, denn irgendwas stimmt noch nicht mit diesem Abschied.
Und es geht nicht nur mir so. Auch meine Tochter hängt ihrer Kindergartenzeit nach und erzählt mir immer wieder, wie gut es ihr da gefallen hat. Ich dachte zunächst, dass sich das legen wird, wenn sie in der Schule Fuß gefasst hat. Aber je näher der diesjährige Sommer (2022) rückte, umso mehr rückte auch der Kindergarten bei ihr wieder in den Fokus.
Denn als sie vor einem Jahr (2021) aus dem Kindergarten verabschiedet wurde, glich das eher einem Rausschmiss. Keine der üblichen Traditionen inklusive der Übernachtung im Kindergarten fanden wegen Corona statt. Und so lief sie am letzten Tag, als ich sie abholte, einfach aus dem Kindergarten raus und schaute sich nicht mehr um.
Die nicht stimmige Veränderung in die Heilung bringen
Wenn die Distanz zum Kindergarten nicht hilft, dann müssen wir vielleicht noch einmal zum Kindergarten zurück, dachte ich, denn irgendetwas möchte dort noch angeschaut werden. Daher sind wir – so wie früher – im Mai 2022 noch einmal zum Kindergarten Spazieren gegangen und haben – Wunder oh Wunder – direkt ihre liebevolle ehemalige Erzieherin angetroffen.
Mit ihr konnte ich zum ersten Mal über diese Situation sprechen. Denn meine Tochter träumte zu diesem Zeitpunkt auch immer wieder vom Kindergarten und wie es ist noch einmal dort sein zu dürfen. Denn auch das gehörte früher zu den Kindergarten-Traditionen: Das die Schulkinder in den Ferien noch einmal einen Vormittag in ihre alte Gruppe kommen können.
Aber die Corona-Panik hat hier viel Gutes über den Haufen geworfen und so gehört das nun eben nicht mehr zum Standard. Aus der Perspektive meiner Tochter wäre aber genau dieser Besuch heilsam, weil sie dann erkennen kann, dass diese Zeit sich verändert hat. Allein schon weil die anderen Kindergartenkinder so viel jünger und kleiner sind und ihre Freundinnen dort eben nicht mehr sind. Und dann kann sie es loslassen.
Denn manchmal müssen wir Dinge einfach noch einmal erleben, um die wahre Veränderung erkennen und akzeptieren zu können. Nur darüber zu sprechen oder nachzudenken hilft da nicht. Daher drück uns bitte die Daumen, denn ob meine Tochter in diesen Sommerferien noch ein letztes Mal einen Tag in den Kindergarten gehen kann, steht nicht fest – die Kita-Leitung ist aber informiert.
Wenn es aber klappt, dann werde ich ein wunderschönes Foto machen und rahmen lassen. Denn dieses allerletzte Mal wird den Schmerz, die Gedanken und Gefühle in Heilung bringen. Und daran werden wir uns bestimmt sehr gerne zurückerinnern.
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Liebe Silke,
danke für deinen Blog. Es berührt mich sehr, dass Du Deine Erfahrung mit uns teilst. Wollte nur einmal danke sagen. Liebe Grüße, Yin
Liebe Yin,
vielen lieben Dank für dein Feedback. Ich freue mich, wenn meine geteilten Erfahrungen anderen weiterhelfen.
Liebe Grüße, Silke
Liebe Silke, sehr sehr berührend, ich habe geweint. Leider geht die Kindergartenzeit so schnell vorbei. Aber auch sonst die schönen Zeiten. Das Einzige, was man da machen kann, ist jeden Moment zu erleben. Danke für diese Erinnerung.
Liebe Sarah, tausend Dank für deine Worte. Das Leben im Hier und Jetzt sollten wir mit Kind immer wieder probieren – denn die Zeit rast tatsächlich im Rückblick. Liebe Grüße, Silke