Wusstest du, dass es verschiedene Phasen im Leben Alleinerziehender gibt? Nö? Wie auch, denn gesellschaftlich wird ja nur das ewig-gleiche „überforderte“ und problembehaftete Bild thematisiert. Das dieses Bild oft nur die Ausgangssituation beschreibt, weiß ich aus eigener Erfahrung. Daher möchte ich dir hier die 3 großen Phasen aufzeigen und wie sich das Alleinerziehend sein verändert, je länger man es lebt bzw. je älter die Kinder werden.
Phase 1 – Hallo kaltes Wasser, da bin ich!
Trennung, Abschiede und die große Frage, wie es weitergehen soll
Ja, die erste der drei Phasen hat es in sich. Denn hier wird man zum ersten Mal alleinerziehend bzw. befindet sich in einer Trennungssituation mit Kind. Eine Erfahrung, die man so noch nie im Leben gemacht hat und somit absolutes Neuland ist.
Trennungen kennt man zwar schon, aber mit Kind ist das nochmal was ganz anderes. Die Challenge wird nach dem Elternwerden praktisch angezogen. Und wenn man als Elternteil in der ersten Babyzeit emotional und organisatorisch fast durchgedreht ist, dann fragt man sich hier, wie man das alles auch noch alleine schaffen soll?
Besonders schwer trifft es hier junge Eltern, die mit einem oder mehreren sehr kleinen Kindern alleinerziehend werden.
Bist du in Phase 1?
Ob du dich auf diesem Level befindest, erkennst du an diesen Stichpunkten für die erste der drei Phasen:
- Das Kind bzw. die Kinder sind noch klein.
- Die Trennung liegt noch nicht lange zurück.
- Man möchte die vielfältigen, neuen Alltagsanforderungen gut bewältigen und übernimmt die Verantwortung überwiegend selbst.
- Beruf: Elternzeit oder vorübergehende Lösungen, die nicht als ideal angesehen werden; Verbesserungen sind gewünscht.
- Große Hoffnung auf eine neue Partnerschaft.
- Der Wunsch nach einer „vollständigen/heilen“ Familie ist stark vorhanden.
- Wenig ausgeprägtes soziales Netzwerk und wenig Zeit für eigene Interessen.
Selbstverständnis: Diese Phase ist kein Wunschzustand und wird nur als vorübergehende Lebenssituation bewertet.
Wenn diese Punkte überwiegend (es müssen nicht alle sein!) auf dich zutreffen, dann befindest du dich in diesem Lebensabschnitt als Alleinerziehende/r. Wenn es nur ca. die Hälfte der Stichpunkte ist, denen du zustimmst, dann befindest du dich eventuell im Übergang zu Phase 2.
Hinweis: Entnommen habe ich diese Themenauswahl dem Monitor Familienforschung (Alleinerziehende in Deutschland) vom Bundesfamilienministerium.
Phase 2 – Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen
Veränderungen, Lösungen und das Hineinwachsen in eine neue Lebenssituation
In der 2. der drei Phasen ist der erste Schock überwunden und man fängt langsam an sich mit der neuen Lebenssituation zu arrangieren. Denn während man in der ersten Phase noch sehr gerne die Uhr zurückgestellt hätte, um ins alte Leben zurückzuspringen, so stellt sich diese Frage nun immer seltener.
Es ist, wie es ist – auch wenn es noch lange nicht gut ist. Denn jetzt fallen einem die vielen unsinnigen und nicht förderlichen Rahmenbedingungen auf und man versucht so gut es geht damit klar zu kommen. Auch wenn es manchmal einem Tanz auf einem Vulkan gleicht.
Befindest du dich in Phase 2?
Schau dir die Stichpunkte an und überlege wie viele davon auf dich zutreffen. Du befindest dich in der zweiten der drei Phasen, wenn du dich in der Mehrzahl wieder erkennst:
- Das Kind bzw. die Kinder sind im Kindergartenalter.
- Die Trennung ist schon länger vorbei.
- Man reagiert flexibel auf die alltäglichen Anforderungen und trifft pragmatische Entscheidungen.
- Beruf: Überwiegende Zufriedenheit mit den Arbeitsbedingungen.
- Man entwickelt Interesse an einer neuen Partnerschaft, die offen ist für andere Formen der Aufteilung von Care und Verantwortung.
- Gutes soziales Netzwerk mit Familie und Freunden.
Selbstverständnis: In dieser Phase hat man sich mit der Lebenssituation arrangiert, ist offen für Veränderungen und trifft die wesentlichen Entscheidungen allein – auch wenn Unterstützung da ist.
Es ist wie ein erstes Ankommen, Annehmen und Weitermachen. Alles andere hilft ja nichts. Und so wird man mit jeder bewältigten Herausforderung gefestigter. Diese Phase ist aber auch geprägt vom Raubbau an den eigenen Ressourcen, denn man achtet (noch) nicht gut auf sich selbst.
Phase 3 – Anders aber gut
Lebenskrisen sind eine Chance, wenn man die Challenge darin erkennt und annimmt
Die Phase 3 unterscheidet sich von den beiden anderen Phasen durch die Ruhe, die ins Leben eingekehrt ist. Die Abläufe sind routiniert, die Finanzen bis hin zur Altersvorsorge sichergestellt und man schaut voller Stolz und manchmal auch mit ungläubigem Kopfschütteln auf das, was man in den beiden Phasen davor alles erfahren und gemeistert hat!
Ich sage gerne, dass das Alleinerziehend sein ein Bootcamp fürs Leben ist. Denn wenn man das geschafft hat, dann erschreckt einen so schnell nichts mehr. Daher sind für mich Alleinerziehende in Phase 3 wahre Held:innen.
Lebst du in Phase 3?
Nicht jede/r Alleinerziehende lernt diese Phase kennen z.B. wenn sie/er eine neue Partnerschaft eingeht. Man kommt auch nicht automatisch in diese Lebensphase, wenn man essentielle Themen wie die Persönlichkeitsentwicklung und die eigene mentale und körperliche Gesundheit für sich selbst ausklammert.
Diese Stichpunkte charakterisieren die 3. Phase:
- Das Elternteil ist mittleren Alters oder älter.
- Das Kind bzw. die Kinder sind im Schulalter.
- Die Trennung liegt schon länger zurück.
- Man hat eine hohe Eigenständigkeit entwickelt, die als Errungenschaft empfunden wird, gepaart mit Selbstverwirklichung durch Verantwortungsübernahme und persönliche Weiterentwicklung.
- Beruf: Große Zufriedenheit mit der Arbeitssituation.
- Es besteht kein Interesse eine neue Partnerschaft einzugehen, um einen Ersatzvater für die Kinder zu haben. Wenn Partner, dann nur für einen selbst.
- Sehr gut ausgebautes, heterogenes soziales Netzwerk.
Selbstverständnis: Das Alleinerziehen ist Teil des Selbstkonzepts geworden und man schaut selbstbewusst und freudig auf das eigene Leben.
Alleinerziehende in Phase 3 bezeichnen sich auch nicht mehr als Alleinerziehende, denn es ist einfach ihr Leben, das keines Labels und keiner Schublade mehr bedarf.
Das bedeutet aber nicht, dass sie das gesellschaftliche Framing über Alleinerziehende verinnerlicht haben und danach leben. Nein. Diese Menschen sind weit über sich selbst hinaus gewachsen, haben Berge bezwungen, die andere nicht einmal in ihren Alpträumen sehen wollen und haben Tools und Strategien entwickelt, mit denen sie sich und auch anderen helfen können.
Sie stehen daher sicher im Leben und wenden ihre entwickelte Super-Power überall an, wo es nötig ist. Diesen Menschen zu sagen, dass sie als Alleinerziehende nicht belastbar oder überfordert wären, ist eine Farce!
Mehr über die 3 Phasen im Leben Alleinerziehender
Du hörst zum ersten Mal, dass es unterschiedliche Phasen gibt und möchtest mehr darüber wissen? Dann schau dir die neue Buchreihe „Allein mit Kind“ an, die von den drei getrennt- und alleinerziehenden Müttern Christina Rinkl, Silke Wildner und Verena Meye 2023 initiiert wurde. Denn hier sind (im ersten Band) und werden (in allen weiteren Bänden) alle Geschichten in diese 3 Lebensphasen unterteilt.
So bekommst du unterschiedliche Einblicke in die individuellen und vielfältigen Lebenssituationen alleine mit Kind und gleichzeitig ein gutes Gefühl für die 3 unterschiedlichen Phasen.
Band 1 dieser Buchreihe ist im April 2023 erschienen und heißt „Flexibler Umgang nach Trennung“ von Autorin Silke Wildner.
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Authentische Einblicke in deinen Alltag geben und deine Erfahrung teilen? Und schließlich dein eigenes Buch in Händen halten? Dann erfahre hier wie das geht: Mach mit Buchreihe „Allein mit Kind“
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Über die Autorin Silke Wildner
Mit einem dreijährigen Sohn und einer nur 14 Tage alten Tochter startet Silke Wildner 2014 ins lebensverändernde Abenteuer als Alleinerziehende. 2018 gründete sie den Blog „Gut alleinerziehend“ und die beiden dazugehörigen Facebook-Gruppen für guten Austausch und Vernetzung untereinander.
Im Dezember 2018 fing sie an ihr erstes Buch „Gut leben als Alleinerziehende“ zu schreiben, das im Sommer 2019 veröffentlicht wurde. 2020 launchte sie zusammen mit Sina Wollgramm den Podcast „Das AE-Team – der positive Podcast für Alleinerziehende“ – der mittlerweile der größte und reichweitenstärkste Podcast für diese Zielgruppe ist.
Hör einfach direkt und kostenlos in den positiven Podcast für Getrennt- und Alleinerziehende rein
Denn hier beim „AE-Team“ geht es neben den Schwierigkeiten, besondere Herausforderungen, Rechte und Pflichten, vor allem aber um viel positiven Input und emotionale Unterstützung, wenn gerade niemand sonst da ist:
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