Die Kommunikation mit dem Ex ist ein ganz neues Erfahrungsfeld und eine Besonderheit bei getrennten Eltern. Im früheren Leben ohne Kind hatte man um den Ex-Partner einfach einen großen Bogen gemacht oder ihn völlig aus dem Leben gestrichen. Mit einem gemeinsamen Kind ist die weitere Kommunikation nach der Trennung leider unumgänglich, denn euer Kind hat das Recht auf beide Elternteile. Spätestens zur Regelung der Umgangszeiten werdet ihr miteinander reden müssen.
Die teils sehr schwierige Kommunikation mit dem Ex-Partner ist unter Alleinerziehenden ein wahrer Dauerbrenner. Sei es, weil sich der Ex nicht an Regeln hält, sich ständig in dein Familienleben einmischt oder immer wieder spontan Umgangstermine umwirft.
In manchen Fällen geht es sogar so weit, dass einseitige Forderungen gestellt und unter Androhung von Gerichtsterminen durchgesetzt werden wollen.
Da ist der Frust hoch und die Gefühle und Gedanken kommen kaum zur Ruhe. Ich kann das sehr gut nachvollziehen, denn bei mir und meinem Ex-Mann war der Anfang auch alles andere als gut.
Ja, man soll den Umgang fördern, aber das heißt nicht, dass man dem Ex-Partner nach der Pfeife tanzt und jedes seiner Worte über die Planung des eigenen Familienlebens stellt.
Aber genau das passiert vielen von uns. Wir servieren dem Ex das Kind auf dem goldenen Tablett und machen fast alles möglich. Wir wollen der Bindung zwischen Vater und Kind nicht im Weg stehen. Das schlechte Gewissen tut sein übriges.
Dem anderen alles recht zu machen, ist aber keine gute Kommunikation. Das hat auch nichts mit einem guten gemeinsamem Umgang, geschweige denn, einer guten Umgangsvereinbarung zu tun. Am allermeisten schadest du dir selbst damit. Denn wer A sagt, von dem wird erwartet, dass er immer wieder A sagt.
Dein Ex wird sich durch deine zuvorkommende Behandlung niemals ändern. Wieso sollte er auch? In seinen Augen läuft doch alles bestens.
Die Leidtragende bist du. Denn die alleinige Organisation deines neuen Familienlebens ist schon anstrengend genug. Da brauchst du nicht noch gefühlt 1000 Stolpersteine von deinem Ex.
Bevor du ihm für die Schwierigkeiten aber ganz allein die Schuld in die Schuhe schiebst, möchte ich mit dir mein wichtigstes Learning hierzu nach meiner Trennung teilen: Es gehören immer Zwei dazu!
Nur weil der eine sagt: „Ich will das, also machst du das!“, heißt das noch lange nicht, dass diese Worte über dich bestimmen können. Aber: Nimmst du diese Forderungen für dich an und handelst entsprechend, dann ist das dein Part und dein Beitrag zu eurer Kommunikation.
Eigentlich sind Worte nur Schall und Rauch. Sie zeigen dir nur, wie die Gedankenwelt deines Gegenübers aussieht. Was du mit diesen Informationen machst, ist ganz allein deine Entscheidung. Aber wenn du nach diesen Worten handelst, bekommen sie Macht über dich.
Ich weiß, es hört sich fast unmöglich an, aber es liegt tatsächlich in deiner Hand, wie du mit den Worten deines Ex umgehst. Du kannst selbst entscheiden, wie deine Reaktion aussieht oder ob du überhaupt reagierst.
Wie möchtest du zukünftig auf seine Worte reagieren? Wenn du dich immer wieder von deinem Ex-Partner verbal triggern und runterziehen lässt, dann ist jetzt der richtige Moment, dem Ganzen einen Riegel vorzuschieben. Niemand zwingt dich dazu auf seine Forderungen oder Anschuldigungen überhaupt zu reagieren!
Immerhin seid ihr „geschiedene“ Leute. Wenn du dich nicht weiter mit seinen Gedanken und Worten beschäftigen möchtest, dann kannst du das einfach sein lassen. Fühlt sich doch gleich sehr befreiend an, oder?
Wie du eine Pause in die Reiz-Reaktionskette bekommst, erfährst du hier „Auszeit: Nicht alles verlangt eine sofortige Reaktion“!
Was würde passieren, wenn du die Kommunikation mit deinem Ex auf das Wesentliche – nämlich den Umgang mit eurem Kind beschränkst? Entstehen dir/euch daraus Vor- oder Nachteile? Und passt diese Art der Kommunikation zu deinem Leben, dass du in Zukunft leben willst?
Um diese Fragen zu beantworten, hilft es dir, schon heute die Zukunft im Blick zu haben. Wie siehst du dich in ein paar Jahren vor deinem inneren Auge mit deinem Ex-Partner kommunizieren? Beschimpft ihr euch dann immer noch gegenseitig oder habt ihr losgelassen und quält euch nicht länger? Das ist dein Zielbild, auf das du ab sofort hinarbeiten kannst.
Dein Ex-Partner ist nicht das Problem. Lass ihn sagen, was er will. Das Problem liegt in deiner Reaktion darauf. Wie könnte eine Lösung für dich aussehen?
Wenn du dich weiterhin nur auf dein Problem „Ex-Partner“ konzentrierst und wie du ihn ändern kannst, geht deine ganze Energie und somit deine Aufmerksamkeit dorthin. Er wird sich immer neue Dinge einfallen lassen, wenn du weiterhin wie gewohnt reagierst. Ändern wird er sich dadurch aber nicht.
Wenn du aber über Lösungen für dich nachdenkst, und wie es dir besser gehen kann, dann ist das Problem bald aus deiner Welt geschafft. Wie viel Spaß macht schon einseitige Kommunikation? Entweder dein Ex wird seine Bemerkungen bald sein lassen, oder er wütet weiter, aber du reagierst nicht mehr darauf. Egal, wie sich dein Ex entscheidet, DEIN Zielbild gibt dir DEINE zukünftige Reaktion vor – nicht deine akuten Gefühle und Gedanken.
Um dich vor deinen impulsiven Reaktionen auf die Kommunikation deines Ex zu bewahren, reagiere ab sofort nicht mehr direkt, sondern erst nach Ablauf einer bestimmten Zeitspanne (Stunden oder Tage). So kannst du deine Gedanken und Gefühle besser ordnen und dir eine passende Reaktion im Hinblick auf dein Zielbild überlegen. Oder auch gar nicht reagieren.
Damit du weißt, was alles zu einer guten Umgangsregelung gehört und wie ihr eine gute Elternbasis für euer Kind als Getrennte schaffen könnt, lass dich von Fachleuten beraten. Du bist mit diesem Problem nämlich nicht allein.
Bevor du dir Angst machen lässt oder auf die Drohungen des Ex eingehst, nimm die Erziehungsberatung des Jugendamts oder einer anderen Beratungsstelle wahr. Auch eine gemeinsame Elternberatung kann euch helfen, einen guten Umgangston zu finden und gemeinsame Regelungen zu formulieren.
Wir sind getrennt. Das gilt es zu akzeptieren. Diese Veränderung eures Beziehungsstatus solltet ihr auch in die Kommunikation einfließen lassen.
Allzu viel Persönliches oder Emotionales ist im Umgang mit dem Ex zukünftig fehl am Platz. Seitdem ich freundlich, aber bestimmt mit meinem Ex-Mann kommuniziere, kommen wir viel besser miteinander klar.
Aber geändert hat sich mein Ex durch die Veränderung in meiner Kommunikation nicht. Kommunikation und die eigene Einstellung dazu verändert nicht das Verhalten des anderen, aber die eigene (Erwartungs-)Haltung.
Statt mich weiter maßlos über das „Fehlverhalten“ meines Ex aufzuregen, habe ich das mütterliche bzw. ehefrauliche Päckchen abgelegt und rege mich nicht mehr über sein Verhalten auf. Ich habe losgelassen und lege die Verantwortung für die Kinder während der Umgangszeiten komplett ab. Er ist der Vater, er wird das schon schaffen.
„Gib mir Gelassenheit,
Friedrich Oetinger
Dinge hinzunehmen,
die ich nicht ändern kann;
gib mir den Mut,
Dinge zu ändern,
die ich zu ändern vermag,
und gib mir die Weisheit,
das eine vom andern zu unterscheiden.“
Deinen Ex-Partner kannst du nicht ändern. Aber die nervige Kommunikation kannst du abändern, in dem du die Regeln und deine Erwartungen für dich veränderst.
Dazu gehört ein klares Zielbild und Mut, das Bild für dich und deinen Frieden umzusetzen. Steh zu dir und wachse in deine neuen Spielregeln der Kommunikation hinein. Denn du hast Gutes verdient: Ein gutes, neues und selbstbestimmtes Leben und einen friedvollen Umgang mit deinem Ex.
Sina und Silke sind „Das AE-Team – der positive Podcast für Alleinerziehende“. In dieser Folge sprechen sie über die Kommunikationsproblematik mit dem Ex-Partner oder der Ex-Partnerin und vor welchen Hürden sie selbst gestanden haben. Du findest „Das AE-Team“ bei allen großen Podcast-Anbietern wie z.B. Spotify:
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